Besserer Zugang zum Arbeitsmarkt

Agenda für Menschen mit Behinderung

Unternehmen, die das Konzept der Diversität verstanden haben, stellen auch behinderte Menschen ein und profitieren damit gleich zweifach: Von hochmotivierten Mitarbeitern und von hohen Förderungen.

Behinderung, Rollstuhl, Mann mit Behinderung bei der Arbeit
Foto: VGstockstudio, Shutterstock

Diversität wird - zu Recht - als ein Ideal angepriesen, das sich darauf bezieht, alle Menschen, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, Rasse, ethnischen Herkunft und ihres Geschlechts in die Gesellschaft einzubeziehen. Allzu oft bleiben behinderte Menschen in Gesprächen über Diversität jedoch weiterhin unsichtbar. Dieses Muster der Ausgrenzung wirft Fragen der Legitimität auf: Ist es wirklich möglich, echte Inklusion zu praktizieren und gleichzeitig einen Teil der Bevölkerung zu benachteiligen?

Unter den High Potentials sind viele Menschen mit Behinderungen

Viele Organisationen setzen sich dafür ein, den Wert behinderter Menschen sichtbar zu machen. Wer ihn verkennt (oder nicht erkennen mag), wird in Zukunft auf viele High Potentials keinen Zugriff mehr haben, denn es werden genau diese Menschen sein, die sich vermehrt in der Gruppe der High Potentials wiederfinden. Behinderte Menschen haben in der Bildungslandschaft oft bemerkenswerte Erfolge erzielt, verfügen über beeindruckende Zeugnisse von Spitzeneinrichtungen und haben höhere Abschlüsse erworben. Es gibt für Unternehmen daher schlicht keinen Grund, sich ihre Fähigkeiten nicht zunutze zu machen, um das eigene Weiterkommen voranzutreiben. Die Agenda für Menschen mit Behinderung setzt sich dafür ein, auf ebendiese Gruppe von Menschen aufmerksam zu machen, die nur aufgrund ihrer Behinderung keinen Zugang zum Arbeitsmarkt in Hamburg bekommen.

Mehr Engagement, hohe Belastbarkeit, bessere Problemlösungsstrategien

Echtes Engagement für Vielfalt schließt alle Menschen ein - selbstverständlich auch behinderte. Arbeitgeber auf der Suche nach motivierten Mitarbeitern werden gerade unter diesen Menschen fündig. Behinderte Menschen zeigen zudem oft ein hohes Maß an Belastbarkeit, da sie bereits unzählige Herausforderungen überwunden haben. Sie haben sich eine "dicke Haut" zugelegt und verfügen über ein beeindruckendes Durchhaltevermögen, wenn es darum geht, trotz ihrer individuellen Schwierigkeiten über die Erwartungen hinaus zu arbeiten. Nicht nur aufgrund ihrer Ausbildung, sondern auch aufgrund ihrer Erfahrung mit der Bewältigung von Aufgaben sind sie zudem besonders geschickt bei der Lösung von Problemen. Angesichts der zunehmenden Anerkennung des Wertes, den behinderte Menschen für den Arbeitsplatz mitbringen, wären Arbeitgeber gut beraten, dieses Potential zu nutzen und damit die Möglichkeiten in allen Bereichen des Arbeitsmarktes zu erweitern.

Manchmal liegt der Erfolg näher als man denkt

Unterstützt wird diese Erweiterung des Arbeitsmarktes von unterschiedlichen Seiten. Mit dem Budget für Arbeit etwa fördert der Bund die Einstellung behinderter Menschen mit hohen Lohnkostenzuschüssen von bis zu 75 %. Ein behinderter Mitarbeiter bringt oft dieselbe Leistung wie ein nicht behinderter; nicht nachvollziehbar, warum sich noch immer nicht alle Arbeitgeber diesen finanziellen Vorteil sichern, den das Budget für Arbeit auf dem Silbertablett serviert. Und auch trotz mancher negativer Schlagzeilen über den möglichen Verlust der Förderung nach einigen Jahren - der Wert des Mitarbeiters bleibt dem Unternehmen weiterhin erhalten. Der Budgetnehmer bleibt auch ohne Förderung dieselbe engagierte Arbeitskraft, die nicht selten aus Eigenem mehr Leistung erbringt als andere.

Zeitgemäße Arbeitsplätze sind sympathisch, schön und erfolgreich

Allzu oft ist die Entscheidung, behinderte Mitarbeiter nicht einzustellen, auf einen Mangel an barrierefreien Ressourcen am Arbeitsplatz zurückzuführen. Dabei gibt es auch für Unternehmen, die Maßnahmen zur Schaffung von Barrierefreiheit ergreifen, zahlreiche finanzielle Hilfestellungen. Den ERP-Förderkredit KMU (365, 366) etwa, der kleinen und mittleren Unternehmen sowie Freiberuflern einen zinsgünstigen Kredit zur Schaffung von Barrierefreiheit gewährt. Oder den Förderkredit großer Mittelstand (375, 376), mit dem die KfW vor allem dem Mittelstand unter die Arme greift, um barrierefreie Arbeitsplätze zu schaffen. Dies sind nur zwei der Möglichkeiten, die in Deutschland speziell den Unternehmen offenstehen, um die architektonische Gestaltung so zu verändern, dass sie für Menschen mit Behinderungen besser geeignet ist. In Hamburg sind neben der Aktion Mensch auch der Integrationsfachdienst und das Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg weitere Ansprechpartner.

Erfolg bedeutet, Barrieren im Kopf abzubauen

Es gibt nicht nur für den Wohnungsbau in Hamburg zahlreiche Förderungen regionaler und bundesweiter Art. Auch die Betriebe in und um Hamburg haben die Qual der Wahl, wenn es darum geht, die passende finanzielle Unterstützung zu finden. Zu den förderbaren baulichen Maßnahmen zur Schaffung von Barrierefreiheit in Hamburg gehören unter anderem der Einbau eines Hamburger Treppenliftes oder Hublifts oder der Ankauf von Rampen. Einige Projekte, darunter jene der Aktion Mensch, fördern zusätzlich zu den baulichen Maßnahmen auch die Schaffung von digitaler (Websites, Softwareprogramme, digitale Dokumente) und kommunikativer Barrierefreiheit (Hilfstechnologien für hör- und sehbehinderte Menschen) sowie den Abbau von Barrieren im Kopf. Das sind jene Barrieren, die ausschlaggebend dafür sind, dass es zu Vorurteilen und Berührungsängsten im Umgang mit behinderten Menschen kommt.

Viele Wege führen ans Ziel. Um es zu erreichen, braucht man nur den ersten Schritt zu tun. Unser Ziel ist es, in einer wahrhaft diversen Welt zu leben. In einer Welt, in der Diversität in jedem einzelnen Bereich erfolgreich gelebt wird. Verkürzen wir dieses Irgendwann. Beginnen wir damit, Barrierefreiheit als ersten Schritt in eine diverse Gesellschaft zu begreifen und dementsprechend zu handeln.

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