05. April 2023 – Sebastian Tegtmeyer

Zusätzlich Kies ausgeschüttet 

Klimaaktivisten blockieren erneut Hamburger Köhlbrandbrücke

Mehrere Klimaaktivisten haben am Dienstag den Verkehr auf der Hamburger Köhlbrandbrücke blockiert. Nach Angaben der Polizei sollen sich mehrere Menschen auf der Fahrbahn festgeklebt haben. 

Köhlbrandbrücke
Foto: Torben Knauer / Shutterstock.com

Zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Tagen haben Klimaaktivisten den Verkehr auf der Hamburger Köhlbrandbrücke lahmgelegt. Mehrere Menschen klebten sich am Dienstag (04.04) auf der Fahrbahn und auf dem Dach eines Transporters fest. Zudem schüttete ein Kipplaster Kies auf die Fahrbahn. Polizeibeamte lösten die Blockierer und nahmen neun Personen in Gewahrsam. Es werde geprüft, ob das Landeskriminalamt eine längerfristige Ingewahrsamnahme anstrebe, erklärte ein Polizeisprecher. Für diese Maßnahme ist die Zustimmung eines Richters am Amtsgericht erforderlich.

Kritik von der Hamburger Industrie

Die Stadtreinigung übernahm die Säuberung der Fahrbahn. Etwa zwei Stunden nach Beginn der Protestaktion war die Brücke in beiden Richtungen wieder befahrbar. Aufgrund der unangemeldeten Aktion sei es im Bereich des Hafens zu erheblichen Verkehrsbehinderungen gekommen, hieß es von der Polizei. Erst am 23. März hatten Aktivisten der Letzten Generation die Köhlbrandbrücke blockiert. Sie hatten sich mit schnellbindendem Beton auf der Fahrbahn fixiert. Der Industrieverband Hamburg (IVH) kritisierte die neuerliche Blockade der Köhlbrandbrücke durch Klimaaktivisten der Gruppierung Letzte Generation scharf. "Die ohnehin schon empfindlichen Lieferketten werden zusätzlich strapaziert und unsere Industrieunternehmen damit unnötig belastet", sagte der IVH-Vorsitzende Matthias Boxberger. Wer wirklich Klimaschutz wolle, "der blockiert nicht, sondern lässt andere weiter daran und dafür arbeiten", sagte Boxberger.

Störungen bei Veranstaltungen mit Bürgermeister Tschentscher

Unterstützer der Letzten Generation hatten bereits am Montagabend (03.04) eine SPD-Veranstaltung mit Bürgermeister Peter Tschentscher in Hamburg-Lohbrügge gestört. Sie entrollten ein Transparent, auf dem nach einem Bericht von Bergedorf-TV stand: "Letzte Generation vor den Kipppunkten". Mehrere Teilnehmer des Bürgerdialogs protestierten nach Angaben eines SPD-Sprechers lautstark dagegen, dass ihre Kinder nach Klimaprotesten "unter folterähnlichen Bedingungen" festgehalten würden. Ein älterer Mann stürmte aufgebracht auf die Bühne und ging gestikulierend auf Tschentscher zu. Personenschützer drängten ihn ab, Polizisten nahmen ihn fest. Was den 69-Jährigen so aufgebracht hatte, konnte eine Polizeisprecherin nicht sagen.

20-Jährige aus dem Gewahrsam entlassen

Unterdessen wurde am Dienstag eine 20-Jährige aus dem Gewahrsam in der Untersuchungshaftanstalt entlassen, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Zuvor hätten ihre Eltern glaubhaft versichert, sie würden mit ihrer Tochter Hamburg verlassen. Die junge Frau war am 29. März auf der Köhlbrandbrücke mit Kleber an der Hand von der Polizei aufgegriffen worden, zusammen mit acht anderen Klimaaktivisten, die offenbar eine Aktion planten. Gegen zwei von ihnen bestätigte eine Richterin die Ingewahrsamnahme bis zum 6. April. Hintergrund sei gewesen, dass die Letzte Generation bis zu diesem Datum Aktionen in Hamburg angekündigt hatte, erklärte Gerichtssprecher Kai Wantzen. Die polizeiliche Maßnahme zur Gefahrenabwehr erschien darum gerechtfertigt. Eine Beschwerde der 20-Jährigen habe die Haftabteilung des Amtsgerichts erst nach vier Tagen am Montag erreicht. Grund für die Verzögerung sei ein noch aufzuklärendes Problem.

Aktion konnte schnell beendet werden

Am vergangenen Freitag (31.03) hatte die Polizei von einem weiteren Protestversuch auf der Köhlbrandbrücke berichtet. Demnach hatten sich an dem Tag drei Personen auf die Fahrbahn begeben. Eine 35-Jährige klebte sich fest. Zuvor hätten die Aktivisten eine ölähnliche Flüssigkeit auf den Asphalt geschüttet, hieß es. Die Beamten hatten die Aktion schnell beenden können.

(Quelle: dpa)

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