10. März 2023 – Sebastian Tegtmeyer

Wirtschaft macht Front

Verkehrsbehörde verzichtet vorerst auf neue Bewohnerparkgebiete

Hamburgs Verkehrsbehörde verzichtet nach der Kritik der Handelskammer am Anwohnerparken vorerst auf die Ausweisung weiterer Bewohnerparkgebiete.

Parkende Autos, Parkplatz, Straßenrand
Foto: Bilanol/Shutterstock

"Wir wollen Hamburg mobil halten, dazu gehört selbstverständlich auch ein funktionierender Wirtschaftsverkehr", sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks. Man müsse den Interessen der Unternehmen ebenso gerecht werden wie den Herausforderungen des knappen öffentlichen Raumes und des Klimawandels. Er werde die Beteiligten dafür zu Gesprächen einladen, kündigte Tjarks an. "Um den Ergebnissen nicht vorzugreifen, werden wir neue Bewohnerparkgebiete vorerst zurückstellen."

Wirtschaft macht Front gegen Bewohnerparken

Hamburgs Wirtschaft macht Front gegen das umstrittene Anwohnerparken. Ehe nicht die Straßenverkehrsordnung geändert worden sei und Gewerbetreibende damit leichter Parkgenehmigungen erhielten, sollten keine weiteren Bewohnerparkgebiete mehr ausgewiesen werden, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten Forderungskatalog der Handelskammer. Außerdem müsse eine weitere Reduzierung von Parkraum gestoppt werden.

Zuvor hatte sich auch die Handwerkskammer über die Vergabepraxis bei Sonderparkerlaubnissen für Gewerbetreibende beschwert. Nach Angaben der Stadt kostet eine Ausnahmegenehmigung für ein Jahr 250,30 Euro - wird sie abgelehnt, sind immer noch 187,50 Euro fällig. Anwohner werden bei einer Online-Meldung mit 65 Euro zur Kasse gebeten.

Anwohnerparken ist durchaus umstritten

Die Stadt weist seit 2015 immer mehr Bewohnerparkzonen aus, um den Anwohnern in den Quartieren das Parken zu erleichtern. Das ist durchaus umstritten, auch weil teils deutlich mehr Parkausweise ausgestellt werden, als Stellplätze vorhanden sind - was wiederum dazu führt, dass Anwohner in Stoßzeiten teilweise genauso schlecht einen Parkplatz finden wie zuvor. Viel Ärger gibt es auch um Arbeitnehmer, die etwa wegen Schichtdiensten auf ihr Auto angewiesen sind, aber keine Parkerlaubnis im Umkreis des Firmensitzes erhalten und drei Euro pro Stunde für das Parken bezahlen sollen.

Bewohnerparken sollte zu Anliegerparken weiterentwickelt werden

Nach Angaben der Handelskammer haben in den Gebieten mit geplantem oder schon erlassenem Anwohnerparken rund 66.800 Unternehmen und damit 39 Prozent aller der Handelskammer zugehörigen Unternehmen ihren Betriebssitz - Parkausweise erhielten aber nur jene, die dort mit ihrem Wohnsitz gemeldet seien. "Wir müssen das Bewohnerparken zu einem 'Anliegerparken' weiterentwickeln", sagte Handelskammer-Präses Norbert Aust. Dann würden Firmen, die teils schon seit Jahrzehnten in den Quartieren verwurzelt seien, nicht mehr ausgegrenzt und könnten mit ihren Fahrzeugen zu den gleichen Bedingungen parken wie Anwohner.

(Quelle: dpa)

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